Liebe Unterstützer*innen,
Heraus zum 1. Mai!
Demo-Auftakt: 10:00 Uhr Lüchow Seerauer Straße (nahe team-Tankstelle)
Kundgebung: 11:00 Uhr Lüchow Marktplatz
Es ist – schon lange! – Zeit, gemeinsam auf die Straße zu gehen.
Auch die Übernahme durch die private Holdingfirma Capiton AG ändert nichts am Pflegenotstand in der EJK. Unser Gesundheitssystem ist durch die Privatisierung und/oder Schließung von immer mehr kommunalen Krankenhäusern vielerorts unmenschlich geworden. Das erklärte Ziel von Aktiengesellschaften ist nun mal die Erwirtschaftung von möglichst viel Gewinn, nicht etwa eine Verbesserung der Öffentlichen Gesundheit oder das Wohlergehen der Beschäftigten. Und so verschlechtern sich nicht nur die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte, sondern auch unsere Gesundheitsversorgung immer weiter.
Die BI Unser Krankenhaus ist am 1.Mai mit dem Pflegepersonal der EJK auf der Straße, um für die Forderungen nach einem Entlastungstarifvertrag und für ein Gesundheitssystem in kommunale Hände zu demonstrieren.
Aufruf vom 1. Mai Bündnis und des DGB`s hier: https://unser-krankenhaus-im-wendland.de
Mahnwache für einen Entlastungstarifvertrag am 4. 5. 2022
Am Mittwoch den 4. Mai findet die 5. Mahnwache an der EJK statt. Wir stehen weiterhin jeden ersten Mittwoch des Monats von 13:00 bis 15:00 Uhr vor dem Krankenhaus. Schaut vorbei, zeigt euch solidarisch mit dem Krankenhauspersonal, informiert euch und/oder trinkt Kaffee oder Tee mit uns … wir brauchen auch außerhalb der Klinik mehr Hände und unterstützende Menschen.
Bannerübergabe an die Geschäftsführung der EJK
„Die angespannte personelle Situation im Krankenhaus spitzt sich in vielen Bereichen weiter zu. Zusätzliche Präventionsmaßnahmen und die Behandlung von Covid19-Patienten stellen alle Beteiligten vor extreme Herausforderungen. Die Belastungen im Pflegebereich haben aufgrund der ohnehin sehr dünnen Personaldecke weitere krankheitsbedingte Ausfälle zur Folge. Ein Teufelskreis.
[…]
Anders als [in der EJZ vom 20.12.21] zu lesen war, wird die Situation in der Pflege von den Kolleginnen und Kollegen sehr wohl als personal- und patientengefährdend und auch als prekär empfunden.“
Deshalb übergab die Belegschaft der Geschäftsführung am 10.Februar 2022 ein Banner.
„Die Beschäftigten richten mit ihrem Porträt und dem Hilferuf ‚WIR SIND AM ENDE – WIR BRAUCHEN MEHR HÄNDE‘ den dringenden Appell an die Klinikleitung, den Ernst der Lage endlich zu erkennen, einen Entlastungstarifvertrag abzuschließen und mit der Einstellung von Pflegefachkräften zu reagieren.“
Den vollständigen Beitrag mit Fotos findet Ihr hier:
https://nordostniedersachsen.dgb.de/++co++c914a220-b421-11ec-901c-001a4a160123
Gesundheit als Spekulationsobjekt
Unter dem Titel „‚Die Versorgung wird schlechter‘: Wenn Investoren Arztpraxen kaufen“ findet sich auf rdn.de ein interessantes Interview (Link, leider mit Bezahlschranke) mit Dr. Matthias Berndt vom Hausärzteverband Niedersachen.
Auch wenn es hier vor allem um die Auswirkungen auf die ärztliche Versorgung geht, gibt der Artikel auch Einblicke in die mutmaßlichen Absichten, die Capiton mit der EJK verfolgt. „Investoren kaufen sich irgendeine Einrichtung, die schon im Markt besteht – Krankenhäuser oder Dialyseeinrichtungen – und gründen ein MVZ oder kaufen ein bestehendes MVZ und erwerben darüber dann weitere Kassenarztsitze. Dann wird etwas aus- oder eingegründet – es gibt Heerscharen von Anwälten, die sich damit beschäftigen, wie man das am besten gestalten kann.“
Und was Berndt für Arztpraxen beschreibt, lässt sich problemlos auf andere Gesundheitseinrichtungen übertragen. „Als selbständiger Arzt investiere ich in eine Praxis, um mein Leben zu bestreiten und meinen Beruf auszuüben. Im Vordergrund steht die Verantwortung gegenüber meinen Patienten. Für die Investoren ist der Patient dagegen ein Wirtschaftsobjekt. Ich hatte vor zehn Jahren ein Gespräch mit einem Privatpatienten, der sich als meinen ‚Kunden‘ bezeichnete und maximal fünf Minuten Wartezeit forderte, andernfalls würde er gehen. Ich habe ihn dann gehen lassen und ihm gewünscht, kein Arzt möge ihn je als ‚Kunden‘ betrachten. Denn wer in Menschen ‚Kunden‘ sieht, will Gewinn machen, wer ‚Patienten‘ sieht, will helfen.“
Schon jetzt werden auch in den Arztpraxen Angebote, die nicht wirtschaftlich sind, wie zum Beispiel Hausbesuche, zurückgefahren oder gar nicht mehr angeboten.
„Wenn eine Laborleistung mehr bringt als eine körperliche Untersuchung, dann wird der Markt dafür sorgen, dass mehr Laboruntersuchungen gemacht werden. Wenn eine Operation mehr bringt als eine Ernährungsberatung, dann wird der Markt dafür sorgen, dass mehr Reparaturen stattfinden als Prävention von Krankheiten. Wenn technische oder Laborleistungen Hunderte von Euro bringen und eine körperliche Untersuchung 15 Euro …“
Berndt fordert ein länderübergreifendes Transparenzregister, damit Patient*innen sich zumindest über die Besitzverhältnisse ihrer Arztpraxis informieren können, um der Monopolbildung entgegenwirken zu können und „um nachvollziehen zu können, wie Gelder aus dem System abgeschöpft werden, um zu sehen, wie etwa verschiedene MVZ einer Holding zusammenarbeiten, um Gewinnoptimierung zu erreichen.“ Als Beispiel dafür führt er Telemedizin und Videosprechstunden an: „Kommt ein Patient dreimal in einem investorengeführten telemedizinischen Zentrum an, erst mit Kopf-, dann mit Bauch-, dann mit Rückenschmerzen, wird er dort in der Regel nacheinander mit drei Ärzten verbunden. Die dadurch anfallende Ordinationsgebühr wird hier dreimal zu 80 Prozent ausgeschüttet, weil es sich – formal gesehen – um drei verschiedene Praxen handelt. Kommt ein Patient in drei Wochen mit denselben Beschwerden dreimal in eine normale Gemeinschaftspraxis – erst mit Kopf-, dann mit Bauch-, dann mit Rückenschmerzen, kann die Ordinationsgebühr nur einmal abgerechnet werden.“
Siehe dazu auch: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Spekulanten-greifen-nach-Arztpraxen,arztpraxen110.html
Motivierend…
…Notruf Entlastung: In NRW tut sich viel zur Unterstützung der Beschäftigten an den Unikliniken, siehe folgende Internetseite von notruf-entlastungnrw.de mit u.a. einem sehr motivierenden Video:
… Goldene Abrissbirne: Das Bündnis Klinikrettung verlieh die „Goldene Abrissbirne“ an den Gesundheitsminister Baden-Württembergs.
https://www.gemeingut.org/erster-schmaehpreis-fuer-klinikschliesser-die-goldene-abrissbirne-geht-an-baden-wuerttembergs-gesundheitsminister-manfred-lucha/ (mit Cartoon 😉 und weiteren Links)
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/schmaehpreis-goldene-abrissbirne-fuer-bw-gesundheitsminister-lucha-100.html (Kurzfassung)
…Kommission gegen Klinikschließungen: Regierungskommission in Mecklenburg-Vorpommern zur Rettung von Krankenhäusern und Sicherung aller Standorte: https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/klinik-schliessungen-in-mv-neue-kommission-soll-krankenhaeuser-retten
…„Neues Krankenhaus-Bündnis kämpft für kleinere Klinikstandorte“: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/neues-buendnis-kaempft-fuer-klinikstandorte-100.html
Ihr seid weiterhin herzlich eingeladen bei uns mit zu machen!
Initiative „Unsere Gesundheit – Unser Krankenhaus“, April 2022